Aufruf zum Strike for Future am 15. Mai

Der Kampf gegen die Klimakrise und für Klimagerechtigkeit darf sich nicht mehr länger nur noch auf Schüler*innen beschränken. Es ist ein Thema, welches uns alle schon bald betreffen wird und in kleinen Teilen schon jetzt betrifft. Die Zunahme von Hitzetagen, Stürmen und den relativ schneelosen Wintern ist kein Zufall. Doch nebst der Reduzierung von Kohlenstoffdioxid (CO2) muss auch soziale Gerechtigkeit gefordert werden: Denn auch der Klimawandel wird nicht gerecht ablaufen, wenn die Gesellschaft ungerecht aufgebaut ist. Klima ist eine Frage des Klassenkampfes und Kämpfe für einen Ausgleich zwischen ärmeren und reicheren Regionen. Die FAU Bern fordert daher ihre Mitglieder und alle Menschen auf, sich dem Strike for Future am 15. Mai anzuschliessen und sich zu organisieren.

 

Die Zeit läuft

 

Forscher*innen und Expert*innen drängen schon seit Jahrzehnten auf eine Reduktion des CO2- und Treibhausgasausstosses. Die Politik gibt sich einsichtig – jedoch nur auf dem Papier. Die Pariser Klimaziele von 2015 fordern Massnahmen, um die globale Klimaerwärmung deutlich unter 2 Grad, aber möglichst unter 1,5 Grad Celsius zu behalten. Bei gleichbleibendem CO2-Ausstoss wird die 1,5-Gradgrenze bereits in 10 Jahren geknackt.

Regionale Kälteperioden oder Hitzewellen gab es immer, aber dies waren immer regionale und nicht globale Klimaphänomene. Der jetzige Klimawandel vollzieht sich jedoch auf der ganzen Welt mit unterschiedlichen Auswirkungen. Auch die Eiszeit hatte sich über tausende Jahre entwickelt und ist nicht vergleichbar mit der Erderwärmung, welche wir heute erleben. Diese schreitet in weitaus kürzerer Zeit voran, so dass für Pflanzen und Tiere kaum Zeit bleibt, sich anzupassen und daher ganze Arten vom Aussterben bedroht sind. Die Eisbären, welche in der Antarktis ertrinken, weil das Eis schmilzt, sind nur ein Beispiel. Die Erderwärmung hängt ganz klar mit der industriellen Revolution und mit dem damit zusammenhängenden CO2-Ausstoss zusammen. „Forscher*innen“, welche das Gegenteil behaupten, kriegen oft „rein zufälligerweise“ Gelder von Öl- und Kohlekonzernen.

 

Die Dosierung macht das Gift

 

Kohlenstoffdioxid bzw. CO2 ist wichtig für unser Ökosystem. Lebewesen atmen es aus, Pflanzen brauchen es nebst Licht, um zu wachsen und um es ihrerseits in Sauerstoff umzuwandeln. Gleichzeitig sorgt CO2 in der Atmosphäre dafür, dass Wärme durch die Sonne auf der Erde bleibt und wir auf dieser überhaupt leben können. Diese Schicht aus Gasen funktioniert wie die Wände von Treibhäusern. Deswegen werden Kohlenstoffdioxid und andere Stoffe als Treibhausgase bezeichnet. Zu viel CO 2 in der Atmosphäre sorgt für zu viel Isolierung, die Temperatur steigt übermässig. Und der momentane Anstieg der Temperatur kann sogenannte Kippeffekte auslösen. Diese sorgen für eine sprunghafte Beschleunigung der Erwärmung, wie zum Beispiel das Auftauen des Permafrosts, welcher momentan viel CO2 bindet. Mit Treibhausgasen verhält es sich also wie mit Heilmitteln: in richtigen Mengen sind sie lebensstiftend, in Überdosen

können sie tödlich sein. So wird auch ein Übermass an Kohlenstoffdioxid für viele Arten auf diesem Planeten, unter anderem den Menschen, tödliche Folgen haben

 

Regierungen versprechen vieles

 

Ein Grossteil der Länder hat das Klimaabkommen von Paris 2015 unterschrieben und ratifiziert, also ist dieses im jeweiligen Land völkerrechtlich verbindlich. Das tönt gut, heisst aber leider nicht viel. Denn Strafen gibt es bisher kaum gegen Länder, welche sich nicht daran halten. Und viele Staaten tun genau das auch nicht. Andererseits sind die verabschiedeten Massnahmen viel zu lasch und werden die Grenzwerte kaum erreichen. Denn oftmals scheitern die notwendigen Massnahmen am Widerstand der Wirtschaft. Oder konkreter: an den Profitinteressen der Reichen. Der Kohleausstieg in Deutschland zum Beispiel wird kaum umgesetzt werden, solange Konzerne wie RWE die Bevölkerung anlügen und Politiker*innen um ihre Wiederwahl und Spendengelder dieser Konzerne fürchten. Die grüne Welle wie sie Europa in den Wahlen erlebt, wird nichts nützen, solange Konzerne global so viel Macht ausüben können.

 

Die rechtsextremen Regierungen in den USA und Brasilien haben bereits angekündigt, sich nicht an das Abkommen halten zu wollen. Sowohl Bolsonaro wie auch Trump leugnen den Klimawandel und stellen diesen als natürlich dar. Ihre reichen Freund*innen danken ihnen dafür.

 

Klima ist auch eine Klassenfrage

 

Die klimatischen Veränderungen werden nicht einfach die grössten Klimasünder*innen am härtesten treffen. Steigende Meeresspiegel werden jene Länder am stärksten bedrohen, welche sich keine Schutzmassnahmen leisten können; Hitzewellen werden jene Länder am meisten bedrängen, welche am meisten von der Landwirtschaft abhängen, sprich ärmere Regionen. Der Klimawandel ist eine Katastrophe, welche sich entlang der Klassenlinien abspielt. Jene Klasse, welche wenig bis gar nichts hat, wird selbst dessen noch beraubt. Die Herrschenden hingegen werden sich mit Profiteinbussen „rumschlagen“ müssen – ausgenommen jene, welche selbst aus dieser Krise noch Profit schlagen werden. Oder dass ihre Ferieninseln absaufen. Geld kann in unserer Gesellschaft vieles kaufen, wie zum Beispiel unwetterfeste Wohnungen und Transportmittel.

Der Klimawandel wird jene Regionen äusserst hart treffen, welche von der Landwirtschaft abhängig sind. Das sind im globalen Kapitalismus eigentlich immer die ohnehin schon armen Bevölkerungsteile. 

Klima ist ein imperialistisches und rassistisches Thema

 

Hitzewellen, Flutkatastrophen und Tsunamis treffen jene Länder am härtesten, welche kaum Geld für Gegenmassnahmen haben oder auch kaum Massnahmen dagegen treffen können. Dies sind meist die ausgebeuteten Länder und Leute, welche für uns die Drecksarbeit machen: Die Näher*innen in Bangladesch; die Fabrikarbeiter*innen in Taiwan; die minderjährigen Minenarbeiter*innen im Kongo, welche nach seltenen Erden graben.

Gleichzeitig waren es nicht jene Länder, welche den grössten Teil des CO2verbraucht haben. Oftmals wird vorgebracht, dass verhindert werden müsse, dass die „Schwellen-“, Entwicklungsländer oder wie mensch sie nennen will, noch mehr CO2 verbrauchen. Diese produzieren jedoch meist die Treibhausgase in unserem Auftrag: Autos, Konsolen, Handys etc. sind nicht für die dortige Bevölkerung sondern für die westliche gemacht. Nun Indien und China zu kritisieren, greift also zu kurz: Denn unsere Länder haben den ungleich verteilten Wohlstand nur durch Jahrhunderte langen Ausstosses von Treibhausgasen erreicht.

 

Soziale Gerechtigkeit

 

Die Zeit drängt und Massnahmen müssen ergriffen werden. Doch allzu oft gaukeln Regierungen vor, dass Arm und Reich, weisse und People of Color, Frauen, Männer und anders definierte im gleichen Boot sitzen. Doch welcher Kassierer im Lidl kann es sich leisten, während einer Hitzewelle in kühlere Gefilde zu fliegen und im Homeoffice zu arbeiten? Die drohenden Ernteausfälle aufgrund von Dürren und sich ausbreitenden Wüsten werden jene Armen am meisten treffen, welche nichts anderes haben. Auf der anderen Seite wird sich der CEO der UBS genüsslich Fleisch leisten können, welches im Reagenzglass gezüchtet wurde. Die Klimakrise wird uns ungleich treffen, wobei die Reichen die Folgen besser abschwächen können, während der Rest schauen kann, wo er bleibt. Für viel wird nur die Flucht und schlussendlich der Tod im Mittelmeer – dem Massengrab der Festung Europa – bleiben.

Diese Ungerechtigkeit sollte sich daher auch in den Massnahmen zeigen. Die drohende Krise haben vor allem jene zu berappen, welche seit Jahrhunderten vom CO2-Ausstoss profitiert haben. Und Unterstützung gegen Klimakatastrophen benötigen die Wellblech-Favelas und nicht die Paläste an der Goldküste am Zürisee.

 

Keine Individuellen Scheinlösungen

 

Der bürgerliche Teil der Gesellschaft hat das Klima-Thema bereits aufgenommen, doch die bürgerlichen „Lösungen“ sind wie eh und je auf das Individuum ausgerichtet. Der Wandel, der der Wirtschaftselite und ihren Anhänger*innen vorschwebt, geschieht an der Kasse: Mehr Bio einkaufen, mehr Bio-Lifestyle, mehr Freizeitaktivismus. Den meist bürgerlichen Kommentator*innen fällt dabei nicht ein, dass es sich manche nicht leisten können, biologisch und regional einzukaufen. Ihnen fällt nicht ein, dass die Bäuer*innen weltweit durch unser Wirtschaftssystem gezwungen werden, die Böden maximal zu nutzen – sprich zu zerstören – Brandrodungen zu machen um Land zu gewinnen oder schädliche Dünger in den Boden zu jagen. Oder dass sich viele das Leben in der Stadt nicht leisten können und daher das Auto benutzen müssen, da der Staat – auch die Schweiz – immer mehr ländliche Gegenden nicht an den öffentlichen Verkehr anbindet oder gar davon abhängt.

 

System Change

 

 

Unser auf Mehrwert gründendes Wirtschaftssystem wird nicht in der Lage sein, die Klimaerwärmung zu stoppen, denn es basiert auf Ausbeutung: Der Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt. Die Klimajugend fordert einen Wandel, und wenn jener nicht im Kapitalismus verwirklicht werden könne, dann brauche es einen Systemwandel. Die FAU Bern gibt sich dieser Illusion gar nicht erst hin. Wir wissen, dass dieses System nicht dazu in der Lage ist. Wir fordern nicht nur Widerstand von unten, wir fordern die Produktion von unten. Denn unsere Bosse haben gezeigt, dass sie kläglich versagt haben, den Klimawandel zu bekämpfen. Wir fordern Kollektivierung der Betriebe, der Wohnungen, unserer Leben und des Planeten. Wir fordern ein Wirtschaftssystem, welches auf die Bedürfnisse der Menschheit und unserer Umwelt ausgerichtet ist und nicht auf den Profit einiger Weniger.

Dazu müssen wir uns organisieren, lokal regional und auch global. Denn diese Krise lösen wir nicht auf individueller Ebene, sondern nur durch Zusammenarbeit und -Halt der Arbeiter*innen und anderer Unterdrückten.

 

Es gibt also genug Gründe, sich dem Streik für unsere Zukunft am 15. Mai anzuschliessen. Wichtig wird sein, dass wir auch darüber hinaus aktiv und organisiert bleiben. Bei unserer Arbeit wie auch in unseren Quartieren und Dörfern.

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